Für mehr Transparenz bei der Patientensicherheit
Umfrage der IKK Südwest zeigt Optimierungspotenzial
Anlässlich des Internationalen Tages der Patientensicherheit am 17. September 2024 präsentiert die IKK Südwest die Ergebnisse ihrer jüngsten Kundenbefragung. Die Auswertung verdeutlicht, dass Patientensicherheit für viele ein zentrales Anliegen ist und weiterhin Handlungsbedarf besteht. Professor Dr. Jörg Loth, Chef der IKK Südwest, fordert ein verpflichtendes Register, in dem alle Fälle von „unerwünschten Ereignissen“ bei medizinischen Behandlungen erfasst werden. Denn bisher gibt es für solche Never Events keine belastbare Datengrundlage.
Ein Viertel der Versicherten der IKK Südwest haben laut der Umfrage als Patientin oder Patient schon einmal negative Erfahrungen während einer ärztlichen oder pflegerischen Behandlung gemacht. Solche so genannten „unerwünschten Ereignisse“ und Never Events stellen eine Gefährdung der Patientensicherheit dar und sind vielfach auf mangelnde Kommunikation zurückzuführen. Die IKK Südwest hat ihre aktuelle Befragung vorgestellt und konstatiert dringenden Handlungsbedarf.
„Die Erkenntnisse unserer Umfrage zeigen unmissverständlich: Patientensicherheit muss oberste Priorität haben. Als Gesundheitsverantwortliche sind wir gefordert, alles in unserer Macht Stehende zu unternehmen, um die Versorgungsqualität weiter zu verbessern und Risiken für Patienten konsequent zu minimieren“, betont Professor Dr. Jörg Loth, Chef der IKK Südwest.
Laut der Kundenbefragung geben 25 Prozent der Versicherten an, in den letzten zwei Jahren selbst Vorfälle mit unerwünschten Ereignissen erlebt zu haben. „Diese Zahlen verdeutlichen, dass wir noch einiges tun müssen, um das Vertrauen der Patienten vollumfänglich zu gewinnen. Dazu gehört aus meiner Sicht auch die Einführung eines zentralen Pflichtregisters für unerwünschte Ereignisse bei einer medizinischen Behandlung“, erklärt der IKK-Südwest-Vorstand weiter.
Ein solches Register sollte aber nicht dazu dienen, Schuldzuweisungen vorzunehmen, sondern vielmehr dabei helfen, aus Fehlern zu lernen und das Gesundheitssystem im Sinne der Patienten kontinuierlich zu optimieren: „Nur wenn wir Vorfälle systematisch erfassen und analysieren, können wir geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Patientensicherheit langfristig zu verbessern“, betont Prof. Jörg Loth.
Darüber hinaus zeige die Umfrage der IKK Südwest auch, dass bei 89 Prozent der Befragten das unerwünschte Ereignis vermeidbar gewesen wäre. Hier sieht Prof. Loth ebenfalls Handlungsbedarf: „Wir müssen die Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten weiter intensivieren und ihnen noch mehr relevante Informationen zur Verfügung stellen, damit sie selbst bestimmt Entscheidungen treffen können. Hierzu gehört es auch, die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung allgemein als auch das Wissen des Einzelnen rund um die Gesundheit zu verbessern. Nur so können wir das Vertrauen in unser Gesundheitssystem langfristig stärken.“
Die IKK Südwest werde die Erkenntnisse der Umfrage zum Anlass nehmen, um gemeinsam mit Partnern aus dem Gesundheitswesen und insbesondere mit dem Netzwerk Patientensicherheit im Saarland an konkreten Lösungen zur Verbesserung der Situation für die Patienten zu arbeiten. „Wir sind fest entschlossen, die Versorgungsqualität für unsere Versicherten weiter zu verbessern und werden uns auch zukünftig für die Belange und Bedürfnisse der Patienten einsetzen“, bekräftigt der Krankenkassenchef, der auch gemeinsam mit dem bisherigen Ärztekammer-Präsident, Dr. Josef Mischo, Sprecher des Netzwerks Patientensicherheit ist.
Appelle an die Patientinnen und Patienten
Nach Meinung von Prof. Loth kann aber auch jeder Einzelne im ärztlichen Gespräch etwas für seine eigene Sicherheit tun, indem man sich selbst bestmöglich informiert und sich bei Unklarheiten nicht scheut, Rückfragen zu stellen. Voraussetzung hierfür sind das Bewusstsein sowie Interesse für die Gesundheit und damit verbunden auch die stetige Verbesserung der eigenen Kompetenzen: „Das Arzt-Patienten-Verhältnis darf man nicht als Einbahnstraße verstehen. Der Dialog zwischen medizinischem Fachpersonal und den Patienten ist von großem Nutzen für unser Gesundheitssystem.“
Es sei daher wichtig, dass die Stimmen von Patientinnen und Patienten gestärkt werden und ihnen die Chancen ihrer eigenverantwortlichen Möglichkeiten vor Augen geführt werden. Insofern wäre es im Sinne der Patientensicherheit auch förderlich, wenn man sich im Behandlungsprozess aktiv einbringt und dem Fachpersonal konstruktive Rückmeldung gibt. Prof. Loth appelliert daher an die Versicherten, mutig zu sein, dem medizinischen Fachpersonal Fragen zur eigenen Behandlung und dem Heilungsprozess zu stellen: „Scheuen Sie sich nicht eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen, deren Kosten in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen auch übernommen werden.“
Netzwerk für Patientensicherheit im Saarland
Die IKK Südwest hat zusammen mit zahlreichen Verbänden und Organisationen des Gesundheitswesens im Saarland 2020 das Netzwerk für Patientensicherheit ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, die stationäre und ambulante Versorgung im Saarland noch sicherer zu machen, um Patientinnen und Patienten so noch stärker vor Mängeln und Fehlern zu bewahren. Durch den partnerschaftlichen Zusammenschluss können regionale Verbesserungsbedarfe in den verschiedenen medizinischen Bereichen besser erkannt und Maßnahmen passgenauer umgesetzt werden. Gleichzeitig ist es das Ziel, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken.
Professor Dr. Jörg Loth ist der Initiator des Netzwerks für Patientensicherheit im Saarland und gemeinsam mit Dr. Josef Mischo dessen Sprecher. Er ist zudem mit Dr. Lutz Hager Herausgeber des Buches „Patient und Sicherheit – Neue Chancen durch Kompetenz und Kommunikation im Behandlungsprozess“. Im Buch wird auf die hohe Zahl unerwünschter Ereignisse im Behandlungsprozess hingewiesen – allein im Krankenhausbereich jährlich in Deutschland ein bis zwei Millionen, von denen bis zu 800.000 durch die Einhaltung von Sorgfaltsregeln, guter Kommunikation und standardisierten Prozessen vermeidbar sind. In diesem Format werden Lösungsansätze aufgezeigt.
Hintergrund Patientensicherheit – „unerwünschte Ereignisse“
Als unerwünschtes Ereignis bezeichnet man ein schädliches Vorkommnis, das eher auf der Behandlung als auf der Erkrankung beruht. Es kann vermeidbar (z. B. es wurde nicht gefragt, ob der Patient allergisch auf ein Medikament reagiert) oder unvermeidbar (z. B. es war nicht bekannt, dass ein Patient allergisch auf ein Medikament reagieren würde) sein. Die Patientensicherheit ist dann gegeben, wenn der Behandlungsprozess reibungslos verlaufen und es nicht zu unerwünschten Ereignissen gekommen ist.
Die IKK Südwest
Aktuell betreut die IKK Südwest mehr als 635.000 Versicherte und über 90.000 Betriebe in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Versicherte und Interessenten können auf eine persönliche Betreuung in unseren 21 Kundencentern in der Region vertrauen. Darüber hinaus ist die IKK Südwest an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr über die IKK Service-Hotline 0681/ 3876 1000 oder www.ikk-suedwest.de zu erreichen.