ZuhörTour der IKK Südwest startet am Klinikum Saarbrücken
Notfallreform im Fokus
Die IKK Südwest besucht erstmals zahlreiche Organisationen im Gesundheitswesen im Saarland und Rheinland-Pfalz im Rahmen einer „ZuhörTour“. Die IKK-Vorstände widmen sich dabei in den kommenden Wochen schwerpunktmäßig der Notfallreform. So gewährte das Klinikum Saarbrücken Prof. Dr. Jörg Loth am Freitag (21. Juni) Einblicke in die Notaufnahme.
Überfüllte Arztpraxen und Notaufnahmen, unbefriedigende Patientensteuerung, fehlende Vernetzung der Leistungserbringer – um diese und weitere Missstände zu beheben, soll die Notfallversorgung umfassend reformiert werden. Das plant das Bundesgesundheitsministerium im Rahmen der Notfallreform (NotfallG). „Die derzeitige Notfallversorgung ist gespickt mit Fehlanreizen, was zu einer Über-, aber auch ebenso zur Unterversorgung der gesetzlich Versicherten im Saarland führt. Die Menschen im Saarland haben einen legitimen Anspruch auf eine schnelle und adäquate Akut- und Notfallversorgung. Dazu benötigen wir in den kommenden Jahren aber spürbare Veränderungen, die auch ärztliches Personal und Pflegekräfte entlasten. Aus unserer Sicht ist dazu eine bessere Kooperation der Leistungsbereiche aus vertragsärztlichem Bereich, stationärer Versorgung und Rettungsdienst unverzichtbar. Dabei sind wir gemeinsam mit allen Akteuren zu einer konstruktiven Lösung aufgerufen“, führt Prof. Dr Jörg Loth, Vorstand der IKK Südwest, aus und ergänzt: „Wir wollen im Dialog mit Vertretern aus Krankenhaus, ambulantem Bereich und Rettungsdienst sowie Politik bewusst den Finger in die Wunde legen und Missstände offen thematisieren. Die Information vor Ort über bereits laufende innovative Projekte der Notfallversorgung, zum Beispiel aus Digitalisierung und sektorenübergreifender Versorgung, soll aber auch nicht zu kurz kommen. Ziel unserer ZuhörTour ist es, in Gesellschaft und Politik gemeinsam mehr Aufmerksamkeit für die Dringlichkeit dieser Notfallreform zu schaffen.“
Integrierte Notfallzentren und bessere Vernetzung im Fokus
Das Klinikum Saarbrücken hat eine herausgehobene Position in der Notfallversorgung des Saarlandes und der angrenzenden Region, kein Krankenhaus übernimmt mehr Patientinnen und Patienten vom saarländischen Rettungsdienst. 2023 hat das Team Winterberg 48.000 Notfallpatienten aller Altersgruppen und Schweregrade versorgt, davon zwei Drittel ambulant. Man rechne damit, sagte der Geschäftsführer und Ärztliche Direktor Dr. Christian Braun, dass durch den Konzentrationsprozess der Bereitschaftsdienstpraxen (BDP) in den kommenden Monaten und Jahren das Patientenaufkommen erheblich steigen wird: „Fünf von zwölf Bereitschaftsdienstpraxen werden zum Jahreswechsel 2025 geschlossen, eine von drei Kinder-BDP hat bereits zu. Das merken wir schon jetzt deutlich. Für die Notaufnahmen sind dies große Herausforderungen, denn ein geringeres Angebot reduziert nicht die Nachfrage. Wir alle werden auf die neue Situation, die erwartbar war, reagieren müssen.“
Aus diesem Grund hat das Klinikum Saarbrücken als elementaren Bestandteil in sein Zukunftskonzept „Gesundheitscampus Winterberg“ ein intersektorales Notfallzentrum integriert und kalkuliert hier mit einer künftigen Versorgungskapazität von bis zu 80.000 Notfallpatientinnen und -patienten jährlich. Das Konzept zum „Gesundheitscampus Winterberg“ wurde bereits vor mehr als zwei Jahren politischen Entscheidungsträgern vorlegt, die Umsetzung hakt leider noch immer an der ausstehenden Investitionsförderung durch die Landesregierung – während sich die Notfallversorgung in der Region bereits massiv verändert und die Kliniken diese Prozesse bereits jetzt kompensieren müssen. „Ein ‚Weiter so‘ ist keine Lösung“, sagt Dr. Christian Braun, „Unser Konzept steht. Die aktuelle Entwicklung ist nicht von heute auf morgen geschehen, sondern war vorherzusehen.“
Beim gemeinsamen Austausch vor Ort stand die derzeitige Situation in den Notaufnahmen im Fokus. Um dem Problem der seit Jahren steigenden Patientenzahlen zu begegnen, waren sich IKK-Vorstand Prof. Loth und Klinikchef Dr. Braun einig, dass eine bessere Patientensteuerung im Notfall unverzichtbar ist. Dafür sollen nach den Reformvorschlägen an Kliniken Integrierte Notfallzentren (INZ) entstehen, die in Zukunft sektorenübergreifend mit den KV-Notdienstpraxen zusammenarbeiten. “Die vielfach beklagte und von vielen erlebte Überlastung der Notaufnahmen muss durch sinnvolle Steuerung begrenzt werden. Zentrale Ersteinschätzungsstellen sind notwendig, um Patienten in Zukunft in die medizinisch geeignete Versorgungsstruktur zu leiten,“ fasste Loth zusammen. Außerdem sprach sich der IKK-Chef beim Rundgang durch die Zentrale Notaufnahme auf dem Saarbrücker Winterberg auch für eine frühzeitige und systematische Stärkung der Patientenkompetenzen aus, um notfallgefährdete Personen und Kinder präventiv auf Notfallsituationen vorzubereiten.
„Das Klinikum Saarbrücken gehört als Maximalversorger im Saarland zu den renommiertesten Ansprechpartnern in der Akut- und Notfallversorgung in der Region. Ich danke Dr. Christian Braun sehr, dass er und sein Team bereit waren, uns Einblicke in den Klinikalltag, insbesondere in die Abläufe einer Notaufnahme, zu gewähren“, so Prof. Loth.
Die weiteren Stationen der ZuhörTour der IKK Südwest, die bisher feststehen:
- 24. Juni: Besuch der KV Rheinland-Pfalz in Mainz
- 04. Juli: Besuch des Projekts „Telenotarzt“ in der BG Ludwigshafen
- 24. Juli: Gespräch mit MdB Matthias Mieves und Besuch einer stationären Einrichtung in Kaiserslautern
Mit den gesammelten Eindrücken soll im Nachgang der ZuhörTour ein Positionspapier zur Notfallreform veröffentlicht werden. Auch soll eine gemeinsame Podiumsdiskussion mit den besuchten Einrichtungen im Herbst stattfinden, auf der die Positionen präsentiert werden.
Die IKK Südwest
Aktuell betreut die IKK Südwest mehr als 635.000 Versicherte und über 90.000 Betriebe in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Versicherte und Interessenten können auf eine persönliche Betreuung in unseren 21 Kundencentern in der Region vertrauen. Darüber hinaus ist die IKK Südwest an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr über die IKK Service-Hotline 0681/ 3876 1000 oder www.ikk-suedwest.de zu erreichen.