Sepsis besser erkennen

Rund 1.220 Sepsis-Fälle im Saarland

Das Netzwerk Patientensicherheit im Saarland setzt sich für eine wirksamere Sepsis-Prävention ein und will Patienten daher für das selbständige Erkennen der Symptome sensibilisieren. Mit ca. 85.000 Todesfällen pro Jahr ist Sepsis mittlerweile die dritthäufigste Todesursache in Deutschland, nach Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und Krebserkrankungen. Um eine Sepsis handelt es sich, wenn bei einer Entzündung die körpereigene Abwehrreaktion das eigene Gewebe und die eigenen Organe schädigt. Häufig wird sie vereinfachend auch als Blutvergiftung bezeichnet. Ist die Erkrankung erst erkannt, kann ein innovatives softwaregestütztes Verfahren zu einem schnelleren und damit lebenswichtigen Erkennen des ursächlichen Erregers beitragen.

Alle 3 Sekunden stirbt weltweit ein Mensch an Sepsis. Mehr als 6 Millionen Kinder und 100.000 Mütter pro Jahr fallen dieser Krankheit zum Opfer.
„Sepsis ist eine der weltweit häufigsten Erkrankungen. Sie wird aber gleichzeitig von der Öffentlichkeit am wenigsten wahrgenommenen“, sagt Sanitätsrat Dr. Josef Mischo, Sprecher des saarländischen Netzwerks, das sich unter dem Dach der Gesundheitsregion Saar. e. V. für die Patientensicherheit engagiert. Neben Fieber, Schüttelfrost und starken Schmerzen äußert sich die Sepsis häufig auch durch Verwirrtheit, schnelle Atmung und fleckige Haut an Armen und/oder Beinen.

Nach Analyse und Hochrechnung auf Basis der Versichertendaten der beiden Netzwerkpartner IKK Südwest und Techniker Krankenkasse, wurden im Saarland im vergangenen Jahr rund 1.220 Patienten mit einer Sepsis im Krankenhaus behandelt. „Während der Pandemie sind die Zahlen zurückgegangen. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass weniger Menschen stationär im Krankenhaus aufgenommen wurden. Die Entwicklung der Zahlen zeigt aber, dass die Entstehung und Verbreitung von Sepsis als vermeidbare Infektionskrankheit nicht abnehmen wird und viel stärker in die Öffentlichkeit getragen werden muss. Neben Hygienemaßnahmen in Krankenhäusern ist vor allem das Wissen über Prävention und Erkennung einer Sepsis sowie eine schnelle Behandlung elementar“, ergänzt Prof. Dr. Jörg Loth, Vorstand der IKK Südwest und ebenfalls Sprecher des Netzwerks Patientensicherheit im Saarland. Aus diesem Grund unterstützt das saarländische Netzwerk ausdrücklich die Aufklärungskampagne „Deutschland erkennt Sepsis“ des Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS). Ebenso wirbt das Netzwerk Patientensicherheit im Saarland für die Veranstaltung der Sepsis Stiftung am 12. September 2023, an der jeder Interessierte per Livestream teilnehmen kann. Nähere Informationen sind auf der Netzwerk-Website (www.patientensicherheit.saarland) zu finden.

Sepsis richtig erkennen

In der Öffentlichkeit wird Sepsis oftmals sehr vereinfachend mit Blutvergiftung gleichgesetzt. Eine Sepsis entsteht, wenn bei einer Entzündung die körpereigene Abwehrreaktion, die eigentlich gegen die Infektion gerichtet ist, das eigene Gewebe und die eigenen Organe schädigt. Sepsis ist die häufigste Todesursache bei Infektionen. Die Entzündung muss dabei keineswegs äußerlich sichtbar sein. Es kann sich auch um eine nicht sichtbare Infektion handeln, z. B. der Lunge oder von Niere und Blase. Gelingt es den Erregern der Infektion, sich im Körper auszubreiten, kommt es zu einer überschießenden Immunreaktion mit der Schädigung zahlreicher Organe. Wird diese Sepsis nicht rechtzeitig erkannt, kommt es zum Schock und letztlich zum Tod.

Die zügige Einleitung einer korrekten Behandlung kann die Todesrate halbieren. Es ist daher generell wichtig, die Symptome einer beginnenden Sepsis zu kennen und sich rechtzeitig in Behandlung zu begeben.

Warnzeichen, auf die Sie achten sollten, sind:

  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • starke Schmerzen
  • extremes Krankheitsgefühl
  • Verwirrtheit
  • schnelle Atmung
  • fleckige Haut an Armen/Beinen


Eine Sepsis kann in jedem Lebensalter auftreten. Zur Vorbeugung sind die bekannten Hygienemaßnahmen wichtig, insbesondere das regelmäßige und gründliche Waschen der Hände. Mit Wunden und entzündeten Insektenstichen muss sorgfältig umgegangen werden. Im Zweifel sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Wenn Antibiotika verordnet sind, müssen diese korrekt eingenommen werden.

Innovatives Verfahren erleichtert Identifikation des ursächlichen Erregers

Die schnelle Bestimmung des ursächlichen Keims ist für die zielgerichtete Bekämpfung immens wichtig. Ein innovatives softwaregestütztes Verfahren schafft hier innerhalb von 24 Stunden Klarheit, was für eine erfolgreiche therapeutische Intervention bedeutsam ist. „Je schneller man den Erreger identifiziert und bekämpft, desto geringer ist das Risiko schwerwiegender Folgen. Bislang beruht die Diagnostik auf einem teilweise ungenaueren oder zeitaufwändigeren Blutkulturverfahren. Hierbei können nur vergleichsweise wenig Erreger gleichzeitig überprüft werden. Damit leisten softwaregestützte Verfahren bei einer Sepsis einen wertvollen Beitrag zur Patientensicherheit“, so Loth. Daher unterstützen die IKK Südwest und die Techniker Krankenkasse ein neues Verfahren namens DISQVER, das eine schnellere Diagnose des für die Infektion verantwortlichen Keims ermöglicht. Durch die softwarebasierte Untersuchung einer Blutprobe per Gensequenzierung können über 1.500 Erreger in weniger als 24 Stunden erkannt werden. Versicherte beider Krankenkassen, die sich in der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz oder dem Universitätsklinikum Bonn in Behandlung befinden, können von dem innovativen Verfahren profitieren.

Das Netzwerk Patientensicherheit für das Saarland

Das Netzwerk Patientensicherheit für das Saarland ist ein Arbeitskreis der Gesundheitsregion Saar e. V. und besteht aus 21 saarländischen Verbänden und Institutionen aus dem Gesundheitswesen. Diese haben es sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam die stationäre und ambulante Versorgung im Saarland noch sicherer zu machen, um Patientinnen und Patienten so noch stärker vor Mängeln und Fehlern zu bewahren. Durch den partnerschaftlichen Zusammenschluss sollen regionale Verbesserungsbedarfe in den verschiedenen medizinischen Bereichen besser erkannt und Maßnahmen passgenauer umgesetzt werden.

Gefördert wird das Netzwerk durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit Saarland. Mehr Infos auf der Website www.patientensicherheit.saarland.